Folge 4 – Authentizität und Freiheit

In dieser Folge gehe ich darauf ein, was Freiheit und Authentizität miteinander zu tun haben, was die drei Siebe Sokrates dazu sagen und wie ich ich sein kann, wenn ich mich frei entscheiden kann :-)

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Nachdem es in der letzten Podcastfolge ja um Authentizität ging im Zuge von “Wie ist das, wenn ich mich zeige, wie ich bin, und jemand, zu dem ich dann gerne gehören würde, mag mich nicht mehr?”, geht es jetzt heute ums Thema Authentizität und Freiheit. Das gehört ein Stück weit zusammen, und das haben auch die Reaktionen auf die letzte Folge gezeigt.

Da kamen Fragen, zum einen: “Ja, was ist denn, wenn ich meine Authentizität leben will und umsetzen will, und es würde bedeuten, dass Menschen, die mir nahestehen, dadurch verletzt werden – vor allem zum Beispiel auch Kinder. Also angenommen, ich möchte gerne einen neuen Job in Alaska annehmen oder so, und das finden die Kinder nicht so toll. Wie gehe ich damit um?” Und eine andere Frage, oder eine andere Qualität von Frage oder Rückmeldung, wo es noch mal ein bisschen was anderes geht, war: “Gut okay, wir hatten ja das Beispiel von der Nachbarin, der ich dann vielleicht erzähle, dass ich mit bestimmten Themen in meinem Leben Schwierigkeiten habe oder so, und da kann sie überhaupt nicht mit umgehen. Jetzt gießt sie meine Blumen nicht mehr und versorgt die Katzen nicht mehr. Und wenn ich aber doch weiß, dass die Nachbarin damit schlecht umgehen kann und es ihr quasi wehtut, warum muss ich ihr das dann sagen? Nur um des authentisch Seins willen?”

Und da kommt das Thema Freiheit mit rein. Also ich denke, es sind zwei Themen, die ich gerne aufgreifen würde. Das eine ist erstmal: Schutzbefohlene. Und natürlich, wenn ich Kinder habe (und ich gehe grundsätzlich davon aus, dass man sich auf der Seelenebene für Kinder entschieden hat, auch wenn vielleicht der ein oder andere sagen wird: “Oh, uns sind die Kinder eher so passiert oder mir… das war gar nicht geplant.” So ist es auf einer Seelenebene trotzdem eine Entscheidung, Kinder zu haben). Und dann sind das Schutzbefohlene. Man hat eine Verantwortung für sie. Und da kann ich natürlich nicht einfach nach Alaska auswandern, sondern da geht es auch darum, meiner Verantwortung nachzukommen und zu gucken, dass ich meine Authentizität in dem Rahmen, in dem es im Rahmen der Verantwortung eben möglich ist, auslebe und nicht auf Gedeih und Verderb alles tue, worauf ich jetzt gerade Lust habe. Also authentisch zu werden heißt nicht, Arschloch zu werden. Was Kinder und Schutzbefohlene angeht, denke ich, ist es total klar: da geht es um Verantwortung, und der muss ich zunächst nachkommen. Wenn die Kinder dann mal groß und aus dem Haus sind und selber nach Alaska umgezogen sind, kann ich mir ja überlegen, ob ich das dann noch brauche und hinterherziehe.

Und die andere Frage ist eben dieses: “Na ja, wenn ich jetzt weiß, ich schade der Nachbarin, weil die wirklich mit einem bestimmten Thema riesige Schwierigkeiten hat, und ich ihr damit echt irgendwie wehtun würde, dann muss ich doch jetzt nicht authentisch sein, nur um der Wahrheit willen.” Und dann gibt es natürlich die Gegenstimme, die sagt: “Ja, aber dann drehen wir uns ja im Kreis… sind wieder da, wo wir am Anfang waren. Dann halte ich mich ja doch wieder zurück mit meinem So-Sein.”

Und da komme ich jetzt zum Thema Freiheit. Mir fällt dazu auch die Geschichte von den drei Sieben des Sokrates ein. Ich weiß nicht, ob du die kennst. Ich erzähle sie gerade noch mal:

Und zwar kam ein Mann eines Tages zu Sokrates und hat gesagt: “Du Sokrates, ich möchte dir etwas erzählen über einen Freund von dir.” Und dann hat Sokrates erst mal gesagt: “Halt Moment. Hast du das, was du mir da sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?” Da sagt der Mann: “Ich weiß nicht, was du meinst.” Da sagt Sokrates: “Also ganz einfach: das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Also bist du dir sicher, dass das, was du mit mir erzählen willst, wahr ist?” Und dann sagt der Mann: “Nö, das habe ich irgendwo gehört. Ich habe das nicht überprüft, aber ich finde, das ist eine Information, die ich so brisant fand, dass ich sie dir gerne weitergeben möchte.” Und dann sagt Sokrates: “Gut, wenn du nicht weißt, ob es wahr ist, dann gucken wir doch mal, ob es vielleicht durch eines der anderen beiden Siebe passt. Das zweite Sieb, das ist das Sieb der Güte. Das bedeutet: ist das etwas von Güte? Ist das, was du mir sagen willst, gut? Also entweder gut für diesen Freund von mir oder gut für mich?” Und dann sagt der Mann wieder: “Nee, also eher das Gegenteil.” Da sagt Sokrates: “Okay, du weißt nicht, ob es wahr ist, und es ist nicht gut. Dann gucken wir doch mal, ob das dritte Sieb vielleicht was hergibt… ob das durchs dritte Sieb passt. Und das ist das Sieb des Nutzens. Also ist das, was du mir sagen möchtest, irgendwie für mich von Nutzen?” Und dann sagt der Mann wieder: “Von Nutzen? Nee, eigentlich auch nicht.” Und da sagt Sokrates: “Ok, weißt du, dann behalte es doch einfach für dich. Du weißt nicht, ob es wahr ist, es ist nicht gut, und es ist nicht nützlich. Da musst du es mir nicht erzählen.”

Und wenn wir jetzt sozusagen die Frage, unsere Authentizität anderen mitzuteilen, indem wir ihnen etwas sagen oder indem wir uns auf eine bestimmte Weise zeigen, können wir uns natürlich immer fragen: Geht es durch die drei Siebe? Durch das Sieb der Wahrheit geht es natürlich durch, weil eben: es ist ja authentisch. Das ist ja wahr, so bin ich ja wirklich, oder das denke ich ja wirklich. Aber es ist eben immer mal wieder auch nicht gut und nicht nützlich. Und auch jetzt kann man sagen: “Na gut, da kommen wir jetzt ja wieder zurück an den Punkt, an dem wir schon mal standen: Ich kann mich also nicht authentisch verhalten und darf nicht authentisch leben, weil bei den drei Sieben kommt ganz oft raus: ist nicht gut und nicht nützlich – weder für mich noch für den anderen, also lasse ich es! Dann bin ich und dann bleibe ich ja unauthentisch.”

Und da kommt jetzt der Begriff der Freiheit rein, und zwar die Freiheit, sich zu entscheiden. Es ist ein völlig anderes Gefühl, wenn ich mich (ich bleibe mal bei dem Beispiel mit der Nachbarin) der Nachbarin nicht offenbare, weil ich in meinen alten Triggern und Mustern hänge und Angst habe, nicht dazuzugehören und Angst habe, dass sie mich dann ablehnt, dann bin ich unfrei, als wenn ich entscheide, frei, nicht aus Angst, sondern eher noch aus Wohlwollen und Güte, ihr etwas nicht zu sagen, weil es für sie schädigend wäre. Oder von mir aus auch aus Selbstschutz, weil ich weiß, dass mein Gegenüber mit dem Thema so nicht umgehen kann, dass derjenige vielleicht mir gegenüber gewalttätig werden würde. Also Thema Stichwort: Homosexualität im Kreise von zehn Skinheads offenzulegen oder darzulegen, ist vielleicht nicht die günstigste Option. Das hat auch mit Selbstschutz zu tun. Wenn dieses Zurückhalten von meiner Authentizität daraus entsteht, dass ich mich frei entschieden habe und es genauso gut aber auch könnte, ohne dass ich mich dadurch getriggert fühle und ohne, dass ich das ganz furchtbar finde in der Vorstellung und ohne dass ich Angst habe, dadurch abgelehnt zu werden, sondern eben frei – dann ist das völlig legitim, Dinge nicht zu sagen oder sich nicht zu zeigen auf eine bestimmte Art und Weise, wenn das unpassend ist.

Worauf ich mich bezogen habe in meinem letzten Podcast ist aber das Muster. Also das heißt: die Gefangenschaft in dem “ich KANN gar nicht frei entscheiden, ich KANN gar nicht authentisch sein, weil in mir so eine Angst abgeht, die bis zu Todesangst geht, dass ich auf Gedeih und Verderb beweisen muss, dass ich dazugehöre und richtig bin, weil das andere ist keine Option.” Und das finde ich, sind zwei ganz ganz unterschiedliche Energien. Und mir geht es natürlich darum, authentisch frei zu sein. Und wenn man es genau betrachtet, ist überhaupt die Authentizität… wenn ich das Wort sage, dann meine ich diese freie Authentizität. Ich meine nicht den Weg dahin. Ich meine nicht auf Gedeih und Verderb die Wahrheit zu sagen als Prozess der Selbstfindung und mich sozusagen in meine Freiheit zu kämpfen, sondern ich meine das Ergebnis von diesem oft ja auch inneren Kampf. Dass ich die Schattenthemen transformiert habe, um dann wirklich bei mir anzukommen und zwar in einer absoluten Offenheit und Freiheit. Das ist die Authentizität, die ich meine. Und wenn ich aus der heraus meiner Nachbarin nicht sage, was ist, weil ich weiß, sie kann mit bestimmten Themen nicht umgehen, ist das völlig okay und was völlig anderes.

Was ich meinte, wo ich sagte “das kann es nicht mehr sein” ist, mich zurückzuhalten aus Angst, nicht dazuzugehören… aus Angst, nicht mehr zu der Blase zu gehören, wo ich denke, da muss ich zwangsweise dazugehören, weil ansonsten… also ganz ganz ganz tief darunter sitzt ja in all diesen Ängsten ganz häufig auch die Todesangst, also weil “sonst sterbe ich”. Und DAS kann es nicht mehr sein: diese Gefangenschaft in diesen Mustern. Da geht es darum, auszubrechen und aus diesem Schattenthemen rauszukommen in das eigene Licht. 🌟 Und dann kann ich total gut entscheiden, auch Sachen nicht zu tun oder nicht zu sagen, seien sie noch so authentisch mich betreffend, weil dann entscheide ich das aus Freiheit heraus.

Wichtige Erkenntnisse

  • 🤔 Authentizität kann manchmal zu Konflikten führen und diejenigen verletzen, die uns nahestehen. Dann stellt sich die Frage, wie wir unsere eigenen Wünsche mit den Auswirkungen auf andere in Einklang bringen können.
  • 🤔 Der Sprecher betont die Verantwortung, die man für seine Kinder hat, die unter seinem Schutz stehen.
  • 🤝 Authentisch zu sein bedeutet auch, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf andere zu bedenken und darauf zu achten, keinen Schaden anzurichten, auch wenn das bedeutet, etwas persönliche Authentizität zu opfern.
  • 🧠 Sokrates’ drei Siebe – “Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit … das zweite Sieb, das ist das Sieb der Güte.”
  • 🗣️ Wenn wir anderen unsere Authentizität mitteilen, sollten wir prüfen, ob sie durch die Siebe der Wahrheit, des Guten und des Nützlichen geht.
  • 🤔 Das Konzept der Freiheit beinhaltet die Freiheit zu entscheiden, ob wir uns anderen aus Wohlwollen und Güte offenbaren wollen oder nicht.
  • 😷 Das Zurückhalten von Authentizität kann manchmal eine Form des Selbstschutzes sein, vor allem in Situationen, in denen die Preisgabe des eigenen wahren Selbst zu Gewalt oder Schaden führen kann.
  • 💡 Sich aus Angst, nicht dazuzugehören, zurückzuhalten, ist eine Form von Gefangenschaft, die Authentizität und persönliches Wachstum verhindert.

Authentizität und Freiheit sind miteinander verbunden, und es ist wichtig, authentisch zu leben und dabei auch die Auswirkungen auf andere zu bedenken, vor allem wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen und die uns anvertrauten Menschen zu schützen.

  • 00:00 🌟 Authentizität und Freiheit sind miteinander verbunden und der Podcast diskutiert die Herausforderungen, authentisch zu sein und gleichzeitig die Auswirkungen auf andere zu berücksichtigen.
  • 01:48 🔒 Die Verantwortung für Kinder zu übernehmen ist eine Entscheidung, die auf der Seelenebene getroffen wird, und sie geht mit der Verantwortung einher, sie zu schützen.
  • 02:24 🔑 Verantwortung zu übernehmen und in diesem Rahmen authentisch zu leben ist wichtig, besonders wenn es um Kinder und andere Schutzbefohlene geht.
  • 03:36 💡 Sokrates benutzte die drei Siebe der Wahrheit, der Güte und des Nutzens, um Informationen zu filtern, bevor er sie weitergab.
  • 04:56 🔍 Authentizität sollte nur dann kommuniziert werden, wenn sie wahr, gut und nützlich ist.
  • 06:01 🔑 Die Freiheit, authentisch zu leben, bedeutet, Entscheidungen aus Freundlichkeit und Wohlwollen zu treffen, nicht aus Angst vor Ablehnung.
  • 07:03 🔒 Authentizität kann aus Selbstschutz zurückgehalten werden, und es ist legitim, sich in bestimmten Situationen nicht zu offenbaren oder zu präsentieren, wenn es unangemessen ist.
  • 08:05 🎙️ Innere Ängste zu überwinden ist wichtig, um wahre Authentizität zu erlangen und sich von der Angst, nicht dazuzugehören, zu befreien.
    • Der Referent spricht über das Konzept, authentisch frei zu sein und über den Kampf, innere Ängste zu überwinden, um wahre Authentizität zu erreichen.
    • Es ist wichtig, sich von der Angst zu befreien, nicht dazuzugehören und authentisch zu sein, auch wenn das bedeutet, bestimmte Dinge nicht mit anderen zu teilen.

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