Alle dürfen sich Fehler erlauben – das ist menschlich. Man verzeiht einem Menschen einen Fehler.
Das gilt für alle anderen, nur für mich nicht.
Oder vor zwei Tagen im Gespräch mit einer Freundin:
Da sagte sie zu mir: „Jaja, ich weiß! Jeder Mensch braucht Zeit, um alte Muster aufzulösen. Es ist normal, immer wieder „Rückfälle“ in alte Muster zu haben. Man sollte liebevoll mit diesen verletzten Teilen umgehen, die immer noch alte Überlebens-Strategien anwenden.
Das gilt für alle anderen, aber bei mir ist das anders: ich ärgere mich und beschimpfe mich dafür, es immer noch nicht besser zu können.“
Oder gestern in der Therapie – da sagt ein Klient zu mir:
„Man kann nicht achtsam sein in jedem Wort, was man sagt – es ist menschlich, auch mal an etwas nicht zu denken. Wenn man damit jemandem weh tut, ist das ja keine Absicht sondern verzeihlich.
Also naja.. bei allen anderen ist das so. Aber für mich gilt das nicht. Ich kann mir selbst das nicht verzeihen, weil es bei mir unverzeihlich ist.“
Oder heute morgen in einem Telefonat:
„Warum kann ich das wieder nicht? Alle anderen können das doch auch!
Ich bin wieder die einzige, die es nicht hinbekommt!“
Ich könnte die Liste der Beispiele noch ewig weiter schreiben.
Kennst du das auch?
Liebevolles, Verzeihliches, Warmherziges, Wahrnehmendes… gilt für alle anderen, aber für dich nicht? Du bist immer der oder die einzige, der oder die zu feige, zu doof, zu unfähig, zu wenig weit im eigenen Prozess ist? Oder der oder die einzige, dem man nicht verzeihen kann, der kein Wohlwollen verdient hat? Oder oder….
Sind bei dir auch alle Maßstäbe anders als bei anderen?
Wie wäre es, wenn wir viele mehr wären, bei denen irgendwie alles anders ist als bei anderen und wir damit alle etwas sehr Entscheidendes gemeinsam hätten?
Nämlich: nicht perfekt zu sein und eine Scheiß-Angst davor zu haben, aus diesem Grund nicht mehr dazu zu gehören, nicht geliebt zu werden, ausgestoßen zu werden, wertlos zu sein?
Wie wäre es, wenn wir uns in genau diesen Ängsten jenseits unserer Masken begegnen könnten und einander darin sehen würden, was noch so alles in uns steckt:
Unsere Wünsche, Nöte, Ängst, Sehnsüchte –
UND: unser Leuchten, unser Strahlen, unser Herz, unser Humor, unsere Wärme und so vieles mehr.
Es eint uns, dass wir alle Menschen sind. Das ist so wundervoll!
Lasst uns ein bisschen netter sein zu uns selbst und die Maßstäbe von Verzeihlichkeit, Warmherzigkeit und Liebevoll-Sein ganz besonders endlich auch bei uns selbst ansetzen.
Niemand hat das Gefühl verdient, der einzige zu sein, der keine Fehler machen darf, der mutlos ist, der Angst hat.
Du bist nicht allein und nicht der/die einzige!
Gruß von Herzen,
Savina
PS: Vielleicht magst du ja mit mir teilen, worin du immer wieder der oder die einzige bist und völlig andere Maßstäbe bei dir anlegst, als bei anderen? Ich würde mich freuen, wenn du mir schreibst – einfach auf diese Mail antworten.