Folge 5 – Ich bin nicht cool genug

Wir streben schon als Kinder den "Coolen" nach und wollen auch im erwachsenen Alter lieber "cool" als "langweilig" sein. Woher kommen diese Bewertungen? Was bedeuten sie und stimmen sie überhaupt? Heute widme ich mich dem cool Sein - in einer der nächsten Folgen dem langweilig Sein.

Das Glück, dich selbst zu finden – Willkommen beim Mivedo Podcast. 🙂

In den letzten Podcast folgen, ging es ja um sich zeigen, wie man ist und wer man ist. Jetzt habe ich interessanterweise als Rückmeldung von einigen Leuten bekommen:

“Ja, das ist ja ganz schön, wenn ich mich zeige, wie ich bin. Aber das Problem ist: Ich bin halt überhaupt nicht cool.”

Und der Frage mag ich gerade mal ein bisschen nachgehen. Was ist denn das eigentlich? Cool zu sein? Was bedeutet cool sein? Was könnte cool sein missverständlich bedeuten? Warum streben wir cool sein an? Und welches Coolsein könnten wir vielleicht stattdessen anstreben? Weil das ist nicht nur für Kinder. Interessanterweise gab es auch Rückmeldungen von Eltern, die sagten: Mensch, das ist gerade ein Riesenthema bei uns in der Schule, bei den Kindern – UND von Erwachsenen, die sich jetzt in ihrem erwachsenen Sosein nicht cool finden. Und das Coolsein würde ich gerne ein bisschen ausdifferenzieren und mal gucken, ob wir nicht vielleicht alle schon cool sind.

Also meine persönliche Antwort kennt ihr wahrscheinlich sowieso schon. Natürlich sind wir alle schon cool, aber da komme ich gleich dazu. Das Coolsein, was wir meinen, wenn wir sagen: ich bin nicht cool genug, dann ist es oft so eine Aura von unantastbar sein. Mir kann niemand was. Nicht verletzbar sein. Das verbinden wir häufig auch mit diesem Coolsein. Ich habe immer so das Bild von den Coolen aus der Schule noch. Die, die cool waren, haben die Regeln missachtet, die haben blau gemacht, die haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht, die waren frech zu den Lehrern, denen war ein Schulverweis egal. Das waren die Coolen. Die haben heimlich auf dem Klo geraucht und so. Also ist man cool, wenn man Regeln missachtet? Oder was ist das eigentlich? Vielleicht ist man cool, weil in diesem Missachten steckt ein Stück weit drin: Mir kann niemand was. Ich bin unverletzbar. Ich wage zu behaupten als Traumatherapeutin, dass die Coolen, die auf diese Weise cool sind, alles sind, aber nicht unverletzbar, sondern dass das eine riesen Schutzschicht ist aufgrund von vielen Verletzungen, die sie erfahren haben.

Aber zu dem Thema komme ich ein andermal, wie das genau entsteht.

Zurück zum Cool. Also einmal Cool ist dieses unnahbare Cool. Das ist glaube ich das, was die meisten ganz direkt mit Cool verbinden und dem alle so ein bisschen als Ideal nacheifern, weil es diesen unverletzbaren Augoût hat. Das ist ja nicht wirklich wahr, aber das scheint nach außen so: denen kann man nichts, die sind völlig unantastbar, die sind cool. Und das Gegenteil von cool, wenn ich also antastbar bin und nicht frech und nicht laut und nicht auffällig und nicht verletzend, dann bin ich langweilig. Das Gegenteil von cool ist in der Regel also langweilig in unserer Bewertung. Also wenn ich nicht cool bin, finde ich, ich bin langweilig.

Dem Thema “Ich bin langweilig” widme ich mich aber noch mal eigenständig, weil das eine interessante Frage ist, wieso wir das eigentlich von uns denken, wir Menschen. Es gibt ja überhaupt keinen langweiligen Menschen tatsächlich. Gibt es nicht. Das behaupte ich jetzt einfach mal, ist meine persönliche Wahrheit auf jeden Fall. Und das ist eine spannende Frage.

Aber bleiben wir beim Cool. Und das Cool hat noch eine zweite Facette. Es gibt noch ein anderes Cool. Vielleicht kennst du das auch. Es gab auch früher in der Schule (und die gibt es auch heute) diese Menschen, die cool sind, weil sie wahnsinnig authentisch sind. Das Cool hat keinen Schutz-Charakter. Das ist kein Cool, was irgendeinen Schmerz, eine Sehnsucht, eine Unzufriedenheit, irgendwas abdeckeln muss, sondern die haben eine natürliche Autorität und sind cool. Das sind meistens die, die NICHT Regeln missachten, UM zu beweisen, dass sie cool sind, sondern die sich an Regeln halten, die Missstände aufzeigen, die Schwächere verteidigen, beschützen, also die eigentlich ganz, ganz positiv unterwegs sind und gar nicht aufmüpfig, frech, laut, unverschämt, grenzüberschreitend. Die nehmen wir auch als cool wahr. Das ist ja auch spannend.

Und dann? Dann gibt es ja auch noch, wenn wir jetzt manchmal in irgendeinem Spielfilm oder so jemanden sehen, der so ein bisschen in seiner eigenen Welt lebt, so ein “Nerd”, die finden wir eigentlich auf ihre Weise auch ziemlich cool. Also wenn man genauer hinguckt, sind entweder die, die so unantastbar sind / wirken oder in Klammern “wirken”, weil sie sind es ja nicht, die nehmen wir als cool wahr, und das ist so ein… dem wollen wir nacheifern, also wir, die wir uns nicht als cool empfinden. Das zweite Cool, was auch total toll ist, dem nachzueifern, sind die Rädelsführer, die für die Gerechtigkeit einstehen. Die Banden-Leader, die die Ungerechtigkeit bekämpfen, so “Robin Hood-cool”.

Das ist auch was, wo wir gerne nacheifern, weil auch da hat das eine Aura von Unantastbarkeit. Allerdings nicht als Schutz, sondern aufgrund der Authentizität, weil die Menschen einfach wirklich so sind, wie sie sind. Und DA können wir jetzt ansetzen. Dieses Cool besitzen wir nämlich alle. Wenn wir nämlich tatsächlich so sind, wie wir sind, dann sind wir cool! Das ist tatsächlich so: jemand, der völlig gegen jede Regel von Farbsinn und Geschmack gekleidet ist, und der das tut mit einer Selbstverständlichkeit und mit einer Liebe zu seiner Buntheit, den nehmen wir als irgendwie ziemlich cool wahr, dass der sich das so traut.

Es ist im Grunde genommen vollkommen egal, was auch immer gesellschaftlich negativ konnotiert ist: Wenn es authentisch gelebt ist, wird es von auße, von den meisten Menschen als cool wahrgenommen. Vielleicht nicht von denen, die selber zu weit weg sind von ihrer Authentizität und es gar nicht wahrnehmen. Und dann kommt so was wie Neid hoch. Aber das ist wieder ein anderes Thema. 

Ich bleib jetzt mal bei dem Grundsätzlichen. Weil das Grundsätzliche, das tragen wir alle in uns. Also du, der oder die du jetzt zuhörst, trägst ja etwas in dir, was alle anderen 7,5 Milliarden Menschen auf dieser Erde nicht in sich tragen. Und DAS macht dich cool. Und als Kinder konnten wir das vielleicht noch nicht so bewusst entscheiden. Als Kinder hatten wir diese Bewusstheit, dieses Gewahrsein dafür nicht, dass es verschiedene Formen von cool gibt, und haben vielleicht einfach nur dieser Unantastbarkeit nachgeeifert. Und jetzt können wir das aber bewusster entscheiden. Und deswegen meine Einladung an alle Kinder, von denen ich weiß, dass sie zuhören,

UND an alle Erwachsenen:

Sei wie du bist, weil dann bist du am coolsten. Und es können auch die Schüchternsten total cool sein und die Stillsten total cool sein. Also trau dich einfach, du zu sein! Und wenn es laut und wild und verrückt ist, sei laut und wild und verrückt! Und wenn es zurückhaltend, vorsichtig und still ist, dann sei zurückhaltend, vorsichtig und still!

Weil genau dann bist du du.

Und das ist richtig cool!

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